Samstag, März 24, 2007

Schreiben? >oder< The Man in Black, Goethe und Ich

Ich saß neulich mal wieder in einem dieser gottverdammten Kaffeehäuser. „Ja es tut mir leid schon wieder ein Kaffeehaus.“ Ich saß da ziemlich lange und ja ich habe wie ein Beatnik versucht zu schreiben… Habe versucht mich über die Schlechtigkeit dieser Welt aus zu heulen… Wollte poetisch werden und habe versucht ein Gedicht von atemberaubender Anmut und Perfektion zu schreiben… Habe über denn Sinn hinter dem großen Ganzen nachgesonnen und wollte meine Weißheiten in einem Essay festhalten… Ist es den so schwer Etwas mit ein bisschen Tiefgang zu schreiben?
Drei Stunden später waren dann 3 Seiten voll. Leider nur voll mit irgendeinem Gekritzelt. Das einzige was dabei rausgekommen ist war eine Rechnung über 19 Euro und 20 Cent für Kaffee die mir der griesgrämige Kellner als ich zahlen wollte unter die Nase hielt. Ich habe mit einem 20 Euroschein gezahlt. Der scheiß Kerl hat nicht mal Anstalten gemacht Wechselgeld zu geben. Drecksack! Also rein in die warme Jacke und raus in die kalte Nacht.
Ich bin dann ganz langsam durch die mit Nachtschwärmern gefüllte Straßen gegangen und habe mich ein bisschen in meinen Gedanken treiben lassen. Wieso bin ich nie zufrieden mit dem was ich schreibe? Ich glaube ich habe zu viel gelesen! Ich glaube ich habe zu viele wirklich gute Sachen von verdammt cleveren Leuten gelesen. Ja unter anderem auch von Goethe! Ist doch klar das man den ganzen Kram im Kopf unterschwellig als Messlatte ansetzt. Und dann im Angesicht der eigenen Mittelmäßigkeit kann es dann vorkommen das einem dann nichts mehr gut genug ist um es zu Papier zu bringen. Soweit war ich glaube ich als mir auf fiel das ich mitten auf der Straße ging, was in einer Fußgängerzone nicht fatal ist. Und ich war ja nicht alleine der Kerl in den schwarzen Klamotten mit der Sonnenbrille im Gesicht am andern Ende der Straße war ja genau so unterwegs.
Ich dachte ein bisschen weiter nach: Was kann man den tun wenn eine alles was einem einfällt nicht gut genug ist, ist ja eigentlich schade um die schönen Ideen die man sich so aufwändig an Mandelkern und Zirbeldrüse vorbei aus den Hirnwindungen gepopelt hat.
Dann wurde ich abrupt gestoppt. Der Kerl in der schwarzen Kluft stand vor mir und hielt mir seine Hand Auf die Brust. Ich ließ meine Blicke an ihm nach oben wandern, er war bestimmt eine Kopf größer als ich. Mein erster Gedanke war „Fuck!“. Mein zweiter Gedanke war „Scheiße! coole Brille!“. Mein dritter Gedanke war wieder „Fuck!“. Aber der Kerl beugte sich nur lächelt zu mir unter und flüsterte:

„I shot a man in Reno
Just to watch him die”

Dann ging er einfach schmunzelnd weiter.
Man war ich perplex. Ich hatte gerade Jonny Cash in der Fußgängerzone getroffen. Was sollte ich den jetzt machen? Hinterher und nach nem Autogramm fragen? Aber dann hatte ich ne viel bessere Idee: Ich machte einfach die Augen wieder auf. Jetzt sah ich was mich gestoppt hatte. Das Goethedenkmal auf dem Markplatz. „Na toll! Den hatten wir doch heute auch schon!“ Ich legte die Stirn in Falten. „Wieso eigentlich nicht“ dachte ich mir. Meine Hand glitt langsam in meine Jackentasche und fand was sie suchte. Vorsichtig zog ich meine großkalibrige, halbautomatische Zwei-Finger-Pistole hervor und zog mit meiner andren Hand den Daumen nach hinten bis er einrastete. Ich ging ein paar Schritte Rückwerts, streckte den Arm aus, zielte auf Goethes Kopf und drückte so oft ab bis das Magazin leer war. unmittelbar danach packte mich die nackte Angst und ich rannte nach Hause. Dort angekommen setzte ich mich an den Schreibtisch. Das musste ich aufschreiben. Das musste ich erzählen.

„Ich bin der Mann der Johann Wolfgang von Goethe erschossen hat“

Und dann hatte ich die Lösung für mein Problem aus dem Kaffeehaus. Wenn man einmal einen der mittelmäßigen Gedanken an der Verstandes-internen Goethe-Sphinx vorbei hat, dann kann man anfangen eine Geschichte zu erzählen. Vielleicht passiert das mit dem Tiefgang ganz von alleine… und falls es diesmal nix wird?... Auch egal! Vor der Uni steht ja noch Schiller…

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Für einen guten Text gehst du also sogar über Goethes Leiche? Jetzt bekomm ich langsam wirklich Angst...
Aber wen interessiert noch deine Tat wenn du den Mann in Schwarz persönlich getroffen hast? Das nächste mal frag ihn bitte wirklich nach einem Autogramm - und bieg dann ab zur Uni, ich will nämlich noch mehr lesen ;)